Bauen Teil 2
Januar 2012 Der Ofen schaffte es sogar, die Wände im ganzen Haus frostfrei zu halten, als es Ende Januar, Anfang Februar ordentlich in die Miesen ging. Es konnte also geputzt werden, und meine Hauptarbeit bestand neben Sägerei und Heizerei (Letzteres bei der ganz knackigen Kälte auch nachts alle drei/vier Stunden) vor allem im Schleppen von Sand für die Kalkputz-Mischung. Ganze 4000 kg – 4 Tonnen – nach und nach aus der Kiesgrube geholt, aus dem Hänger geschippt und eimerweise ins Haus getragen – meine Arme sind seither etwas länger. War der Putzer mit Arbeitsmaterial versorgt, konnte ich mich wieder "meinen" Arbeiten zuwenden. Das waren erst einmal die beiden Dreicke am Ostanbau – bis dahin noch nicht gedämmt, und somit die einzige quasi noch offene Stelle im Haus. Die hatte ich Gott sei Dank 3 Tage vor dem großen Kälteeinbruch zu. Später kam noch eine Lage Holzdämmplatten drauf. Die folgenden Winter- und Frühjahrsmonate waren – neben der Arbeit an und Tour mit unserem neuen Programm NACHTHEXEN – mit Holz gefüllt. Alle alten Balken und Sparren, die ich zusammengesammelt hatte, wurden "aufgehübscht" – geschliffen, geschliffen, geschliffen, die alten Fenster wieder vorgekramt, was davon noch gängig war, aussortiert, die Scheiben vorsichtig herausgenommen, für’s spätere Wiedereinsetzen verstaut, Rahmen teilweise repariert, Farbe entfernt und in die inzwischen aus den bearbeiteten Balken gebauten Trennwände eingefügt. Hier als Doppelfenster zwischen Bad und Flur zum oberen Studioraum. So wird auch dorthin Tageslicht kommen, und die schönen alten Fenster haben ein zweites Leben im Haus. Hier als Lichtband vom Bad zur Ankleide. Der Absatz zwischen den verschiedenen Ebenen des Obergeschosses, durch den man hier noch ins untere Geschoß sehen kann, hat mir einiges an Kopfschmerzen bereitet, zumal an dieser Stelle besonders zu merken war, daß so ein altes Haus auf rechte Winkel pfeift und einige Zentimeterchen Abweichungen auf kurzen Strecken kaschiert und ausgeglichen werden mußten. Aber es ist geschafft, gut gedämmt und verkleidet. Kein Durchblick mehr nach unten, wie man hier (mittlerweile Mitte Juli) sehen kann. Mein Bruder Ralf, mit dem ich Kilometer von Kabeln für die gesamte Elektrik verlegt habe, hat mir beigebracht, wie Wechsel- und Kreuzschaltungen funktionieren, was ich aber gleich wieder verdrängt habe. Ich bin also nicht als Elektriker zu buchen. Zwichendurch kam der "Sanitäter" (ich glaube, er liebt es nicht, so genannt zu werden) zum Verlegen all der Rohre, die im Estrich verschwinden sollten. Kabel verlegen, die Trennwände fertig bauen, das Haus komplett leerräumen, zwischendurch ein paar Konzerte … Drei Juli-Wochen Streß pur, weil am 25.07. die Heizungsbauer kommen sollten. Zwei Tage davor verlegten die Estrichbauer Trittschall- bzw. Wärmedämmplatten. Und dann kamen die Schlangen ins Haus, Kupferschlangen, fast eineinhalb Kilometer, die überall für wohlige Wärme sorgen werden. Nach drei Tagen waren die Heizschlangen verlegt und an den zwei darauf folgenden Tagen leisteten die Estrichbauer ganze Arbeit. So aufgeräumt blieb es nur, bis der Boden wieder betreten werden durfte. Diese beiden Gestelle, ein paar Meter vom Haus entfernt, werden die Luft-Wärmepumpen tragen, die alles beheizen sollen. Wir haben uns für die sogenannte Direktwärmepumpe entschieden. Dazu später noch ein paar Worte mehr. Der Estrich sollte ein paar Tage in Ruhe gelassen werden, so hatte ich Zeit, mich um dieses (natürlich ebay-) Schätzchen zu kümmern. Eine freistehende Badewanne mit Maßen, bei denen man keine Angst vor klaustrophobischen Anfällen beim Baden haben muß. Hier nach der ersten Reingungsrunde. Zwei Stunden später war sie bis auf die beiden Roststellen und den "Mittelstreifen" (Abnutzung) supersauber und konnte mit Hilfe eines Badewannenreparatursets erneuert werden. Schadhafte Stellen abschleifen, kitten, überlackieren – fertig. Die Füße wurden ebenfalls entrostet und mit Rostschutzfarbe behandelt. Da einer von ihnen rundherum vom Rost angegriffen war, habe ich kurzerhand allen das entsprechende Outfit verpaßt. Nach nochmaligem Anschleifen haben Wanne und Füße einen Anstrich mit Spezial-Badewannenlack bekommen. Der Farbton gefällt mir noch nicht so richtig, könnte ein wenig erwachsener sein – bei nächster Gelegenheit … Der Estrich durfte betreten werden, war soweit augehärtet, daß es weitergehen konnte. Ab jetzt sollten die vorher aussortierten schönsten der alten Steine aus dem Abriß wieder eingebaut werden. Mein Fliesen-Putz-Mauer-Zauber-Freund Didi durfte sich hier kreativ austoben und mußte alle Anflüge von Rechtwinklichkeit ignorieren. Ein paar Tage Pause bei Innenarbeiten gab’s nochmal als die Heizung nach und nach auf 30 Grad zum Stressen des Estrichs hochgefahren wurde, um spätere Rißbildungen zu verhindern. Es war schlicht und ergreifend entschieden zu warm im Haus, gefühlte 50 Grad und Fenster öffnen verboten.
Danach ging’s mal wieder ans Holz. Alle Balken, die später sichtbar sein sollten, mußten noch vor dem für Oktober geplanten Einzug bearbeitet werden. Diesmal wurden die Balken nicht geschliffen, sondern gebürstet, was die Holzstruktur noch schöner zur Geltung kommen läßt. Das Über-Kopf-Arbeiten war allerdings ziemlich anstrengend. Allein für die Wohnzimmerdecke – 20 Balken a 4 Meter Länge, darunter einige sehr zerfurchte – habe ich geschlagene fünf Tage gebraucht. Aber es hat sich gelohnt. Hier kann man wunderbar das Vorher/Nachher erkennen, ein zarter Unterschied. Bis zum Oktober habe ich noch im Wohnwagen gewohnt und bin mehrmals nachts von diesen Strolchen geweckt worden, die sich lautstark am Katzenfreßplatz austobten. Nach ein paar Tagen haben sie sich aber an die offiziellen Essenszeiten gehalten. Ich hab den größeren Alfred und den kleineren Berta getauft. Alfred – hier mit respektvollem Abstand verfolgt von Mini, der jüngsten unserer wilden, mittlerweile handzahmen Katzen – hat jeden Abend seine Runden in der Draußenküche gedreht, sich sogar streicheln lassen und sich dann in einen, vom ihm persönlich eingerichteten Laubhaufen zwischen Palette und Apfelbaum zurückgezogen. Irgendwann kam er nicht mehr vor. Berta scheint woanders zu wohnen – getrennte Schlafzimmer. Mal sehen, wann sie ausgeschlafen haben.
Didi, der Alleskönner (mein heimlicher Lehrausbilder) war wieder da, diesmal als Fliesenleger … und beim Einzug am 13. Oktober waren der untere … und der obere Studioraum gefliest und Jürgen hatte seine Decke bereits verkleidet und die Lehmfarbe an der Wand. Und so läßt es sich jetzt – 3 Monate später – schon richtig ordentlich dort arbeiten. Eine Ecke nach der anderen entwickelt sich. Der obere Flur … und die Gästezimmer … … vom Fliesenleger vollendet. Die restlichen Fliesen in Bad, Windfang, Kriechkellern und Küche will ich selbst verlegen. Hier hab ich schon mal geübt, es geht noch. So konnten wir ein Stück Küche provisorisch in Betrieb nehmen. Die Tage sind einfach zu kurz, am liebsten würde ich alles gleichzeitig machen. Jetzt kommen die Innenarbeiten, auf die mich wirklich gefreut habe, die leichteren Hölzer, Farben, Fliesenmosaike … kreatives Gestalten, …
… mit Lehm arbeiten. Der Schornstein und ein paar Wände, u. a. hier in meinem Büro, haben schon ihren Lehmputz. Der Lehm stammt vom Grundstück. Bei den zahlreichen Buddeleien habe ich jeden Klumpen Lehm, der fett genug aussah, beiseite gelegt. Meine Freundin Ramona hat im Sommer nach und nach den Lehm durch ein feines Sieb "gewaschen" und damit alle verfügbaren Tonnen und Wannen gefüllt. Da wir auf den Kalkputz nur zwei feine Schichten Lehm aufziehen und entweder rauh lassen oder mit breiten Bürsten abreiben, sollte das Material für drei bis vier Häuser reichen. Es ist noch reichlich zu tun. Wir werden wohl noch eine ganze Weile Kisten hin- und herstapeln bis alles fertig eingerichtet ist. Damit die Wärme im Winter im Haus bleibt, wollte ich, bevor es richtig kalt wird, wenigstens den Studioanbau von außen dämmen. Der wurde wegen der Schalldämmung aus Kalksandsteinen gemauert und die lassen Wärme großzügig durch. Also wurden Studio und Südgiebel eingerüstet und zuerst, solange die Temperaturen noch im Plus waren, das Holz der Dachüberstände weiß gestrichen. Dann kamen die Hölzer der Tragkonstruktion für die Hanfdämmung an die Wände. Geplant war eine 10 cm starke Hanfdämmung rund ums ganze Haus. Da aber die Kalksandsteine im Vergleich mit den restlichen alten, "normal" gemauerten und den anderen, aus Porenbeton gefertigten Wänden deutlich mehr Kälte durchließen, habe ich kurzerhand entschieden, das Studio mit 14 cm zu dämmen. Das bedeutete natürlich auch entsprechend starke und damit schwere Hölzer. Zum Glück hatten mein Bruder und mein Freund Roland zwei Tage Zeit, mir bei den größeren Teilen zu helfen. Der waagerechte Balken hier oben über den Fenstern ist mit langen Gewindestangen durch den Ringanker befestigt. Zum Durchschieben haben wir die Löcher genutzt, in denen die Bolzen gesteckt hatten, die die Schalung für die Ringankerschüttung gehalten haben. Die Stangen habe ich innen mit je zwei Muttern gekontert und die überstehenden Enden abgeflext. Der Balken sitzt und fällt ganz bestimmt nicht mehr ab. Er wird später die Laufschiene für Schiebetore oder-gitter halten, die die großen Fenster sichern werden. Wie das genau werden soll, muß ich mir noch ausdenken – kommt Zeit, kommt Rat. Die Holzkonstruktion war fest angebracht. Natürlich haben wie üblich die "kleinen Fummeleien", die Ecken und Fenster wieder viel mehr Zeit gekostet als vorgesehen. ————– Mittlerweile schrieben wir das Jahr 2013. ————- Besonders die Ecken haben mich gefordert. Alles was ich dazu in Büchern oder im Internet finden konnte, war für meinen Geschmack im wahrsten Sinne des Wortes eine Luftnummer. Es waren immer nur senkrechte Hölzer bis dicht an die Ecken geführt (so dicht, daß ich Angst gehabt hätte, die Steine beim Bohren auszubrechen) und das Dämmaterial hing quasi um die Ecke rum in der Luft. Also habe ich mir selbst was ausgedacht, und an diesen Ecken können dann später auch die Bretter der endgültigen Fassadenverkleidung ordentlich befestigt werden. Vielleicht lacht jetzt der Fachmann, aber das ist mir wurscht, es hält jedenfalls. Die Hanfmatten sind mit 1 x 2,4 m etwas unhandlich, mußten natürlich auch auf die Klemmaße geschnitten werden. Deshalb war ich heilfroh, daß Ramona ihre dienstfreien Tage wie so oft als "Aktivurlaub" bei uns verbrachte. Auch die winddichte, diffusionsoffene Folie (Wandschalungsbahn) läßt sich zu zweit wesentlich entspannter anbringen. Den Rest habe ich dann allein geschafft: Folien abkleben – das hatte ich schon beim Dachdämmen reichlich geübt – und Lattung für Hinterlüftung und zum Tragen der Verkleidung draufschrauben. Damit war das Studio warm verpackt. Innen machte sich das innerhalb kürzester Zeit bemerkbar, kein Kondenswasser mehr an den Studiowänden und wohlige Temperaturen. Fehlt nur noch die Verkleidung, die baldigst draufkommen wird, damit das Gerüst schnell wieder weg kann. Diese zwei hier sorgen für die gesamte Wärme, holen die komplett aus der Luft. Ich will nicht versuchen, das zu erklären. Von Laie zu Laie: es funktioniert wie ein umgekehrter Kühlschrank. Wegen der Lüfter, die oben zu sehen sind, mußte für die Baugenehmigung ein sogenanntes Geräuschemissionsgutachten mit abgegeben werden. Das Geräusch, das die beiden von sich geben, ist ungefähr so laut wie leichtes Blätterrauschen der umliegenden Hecken. Wie wär’s denn mal mit Geräuschemissionsgutachten für Rasenkantenmäher, Laubsauger und ähnlich umweltfreundliche, unentbehrliche Arbeitsgeräte? (Tschuldigung, das mußte mal raus!) Jede der Wärmepumpen ist für eine Etage zuständig, deshalb gibt es auch nur jeweils ein Thermostat in jedem Geschoß. Da die Pumpen die Wärme direkt ohne Zwischenspeicher in die mit Propangas gefüllten Kupferleitungen (3 Wochen lang unter hohem Druck auf Dichtigkeit geprüft) abgeben , wird also auch kein zusätzlicher Strom für einen Speicher benötigt, vom Platz mal ganz abgesehen. Und die Heizung hat damit einen wesentlich höheren Wirkungsgrad als wasserführende Varianten. Sie braucht also auch bei sehr tiefen Außentemperaturen keine Zuheizung. Das Erhitzen des Brauchwassers fällt quasi nebenbei mit ab, und auch da sind die Temperaturen so, daß der Kessel im Verhältnis zur Größe des Hauses sehr klein ausfällt. Es wird also nur Energie für den Pumpenbetrieb benötigt. Bin wirklich auf die erste Jahresabrechnung gespannt. Und wenn erst einmal alles gedämmt ist … Man könnte im Sommer das System auf Kühlung umstellen. Auf diese Funktion haben wir aber verzichtet, weil wir es lieben, Fenster und Türen offen zu lassen. Wir werden in der warmen Jahreszeit die Pumpen abstellen. Das Erwärmen des Brauchwassers wird dann ohnehin die Sonne übernehmen. Und unseren Ofen wollen wir schließlich auch nicht umsonst hingestellt haben, er soll in den Übergangszeiten zum Einsatz kommen. In diesem Winter war er noch nicht ein einziges Mal in Aktion. Es ist einfach gut warm im Haus, auch ohne komplette Dämmung. Die Wärme ist eine ausgesprochen angenehme Strahlungswärme. Am Boden, an der Decke, überall die gleiche, für jeden Bereich vorher berechnete Temperatur, keine dicken Füße wegen der Bodenwärme, keine Verwirbelungen, also besonders gut für Allergiker … Ich höre jetzt mal auf zu schwärmen, sonst klingt das nach "Schleichwärmung". Ich krieg es nicht bezahlt!! Aber ich frage mich nach unseren ersten Erfahrungen (und den schon längeren vieler anderer Leute), warum sich nicht alle Häuslebauer für genau diese saubere, angenehme und im Endeffekt preiswerte, wartungsfreie! Heizung entscheiden? Wer sich informieren möchte, kann das hier tun. Hiermit dürfte klar sein, für wen die Hütte eigentlich ausgebaut wird – der Prinzessin geht’s blendend – Wohnwagen war früher …
… und ein bißchen Arbeit ist ja für die Bediensteten noch übrig.
Bis bald!
Stand Januar 2013. Weiter geht’s mit Bauen 3